Skillsgruppen
Skill ist ein englisches Wort und bedeutet Fertigkeit bzw. Fähigkeit. In einer Skills-Gruppe werden Fertigkeiten entdeckt und trainiert. Das Skills-Training gehört zum Konzept der dialektisch-behavioralen Therapie, bekommt aber zunehmend auch einen eigenen Charakter im Sinne eines Fertigkeitentrainings für verschiedene Patientengruppen.
Skills-Gruppen werden in einem Modulsystem geführt:
- Innere Achtsamkeit
- Stresstoleranz
- Umgang mit Gefühlen
- Selbstwert
- Zwischenmenschliche Fähigkeiten
Bei der Achtsamkeit geht es darum, Situationen, Gefühle und Gedanken zu beschreiben anstatt zu bewerten, mit dem Ziel, das Maß zu finden, an einer Situation teilnehmen zu können oder Distanz zu ihr zu bewahren, je nach Bedarf und Notwendigkeit. Hier fließen Meditationsgedanken aus dem Zen mit ein. Das Ziel ist es, bewusst wahrzunehmen, Steuerungs-möglichkeiten zu entwickeln sowie Gefühle und Verstand in Einklang zu bringen.
Bei der Stresstoleranz geht es in erster Linie um das Akzeptieren von Tatsachen und die Wahrnehmung, wann solche Stress auslösen, mit dem Ziel, Krisen aushalten zu können und starke Anspannungszustände reduzieren zu können.
Im Umgang mit Gefühlen werden die Patienten geschult, die unterschiedlichen Gefühle zu erkennen und benennen zu können und deren Funktion zu begreifen. Ziel ist es hierbei, Gefühle in ihren Bedeutungen und Auswirkungen nicht nur zu verstehen, sondern auch akzeptieren zu lernen und das Vertrauen in die eigenen Gefühle zu stärken, damit diese nicht abgewehrt aber auch nicht in hoher Intensität ausgehalten werden müssen, sondern ausgelebt werden dürfen.
In dem Modul Selbstwert geht es um den Aufbau eines gesunden Selbstvertrauens und Selbstakzeptanz. Es geht unter anderem um die Balance zwischen Lob und Kritik sowohl von außen als auch sich selbst und anderen gegenüber.
Die zwischenmenschlichen Fähigkeiten sind darauf ausgerichtet, angemessen Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen. Es geht um das Erkennen, dass jeder zwischenmenschliche Kontakt sowohl mit Selbstachtung als auch mit Zielsetzung als auch mit Beziehungsförderung verbunden ist, dass aber, je nach Situation, die Prioritäten wechseln können. Gemeinsam wird erarbeitet, wie und wann eine solche Priorisierung sinnvoll und erfolgreich verändert werden kann.
In Skills-Gruppen wird in der Regel eine sogenannte Skills-Box zur Verfügung gestellt. Diese beinhaltet „handfeste“ Skills, z.b. Igelbälle, Handknete, aber auch ganz viel Material, das zur Ablenkung und Regulierung von hohen Anspannungszuständen dienen kann oder für Achtsamkeitsübungen genutzt wird. Die in der Skills-Box vorhandenen Skills sind Beispiele und können ausprobiert werden, manche Patienten kaufen sich dann Dinge, die sie als hilfreich erlebt haben. Die meisten Skills allerdings haben wir im Kopf oder Bauch (kognitiv oder emotional) und nicht in der Handtasche....
Die Skills-Gruppen in meiner Praxis waren nicht an bestimmte Diagnosen gebunden, d.h. in den Gruppen haben nicht nur Patient*innen mit posttraumatischen Belastungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen teilgenommen, sondern all die Patient*innen, die an ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten arbeiten wollten oder denen die genannten Themen wichtig erschienen.
Um das Konzept der Dialektik besonders deutlich machen zu können, hat diese Gruppe mit zwei Therapeutinnen stattgefunden, Frau Anne Sarah Urbach und ich haben solche Gruppen also gemeinsam geleitet, wobei wir uns natürlich auch gegenseitig vertreten haben, wenn eine von uns in Urlaub oder auf Fortbildung war oder aus anderen Gründen nicht dabei sein konnte.
Die einzelne Gruppe war auf 100 min angelegt, nach etwa 50 min wurde eine kleine Pause eingelegt. Für jedes Modul haben wir uns 6-8 Therapiesitzungen Zeit genommen. Inhaltlich durften die Patient*innen die Themenbereiche mitgestalten. Bis wir alle Module durchgearbeitet hatten, sind in der Regel mindestens 2 Jahre vergangen.
UPDATE: Seit September 2019 werden allerdings bis dato keine Skills-Gruppen mehr angeboten. Zunächst war Frau Urbach in Elternzeit, dann kam die Corona Pandemie mit den entsprechenden Einschränkungen und nun scheide ich selbst altersbedingt aus der Patientenversorgung aus.
Ob und wenn ja wann eine solche Gruppe dennoch wieder installiert werden kann, ist derzeit nicht abschätzbar.
Die Gruppenteilnahme erfolgte immer ausdrücklich als Selbstzahler. Dabei wurde versucht, die Kosten gering und somit auch für Geringverdiener erschwinglich zu halten. Welche genauen Beträge monatlich auf Sie zukommen, falls eine Gruppe zu einem späteren Zeitpunkt gegründet werden sollte, erfragen Sie bitte im persönlichen, telefonischen oder Mail- Kontakt bei Frau Urbach.